Ich hatte nie wirklich ein eigenes Zimmer.
Natürlich gab es immer ein Zimmer – aber keines, das ganz mir gehörte. Ich habe mit meiner Schwester in einem Schlafzimmer gelebt. In der Schule habe ich das Wohnheim mit einer Mitbewohnerin geteilt.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich immer von einem Raum geträumt habe, in dem ich einfach ich selbst sein kann. Ein Ort, an dem ich weinen kann, ohne mich zu verstecken, laut lachen, mit mir selbst sprechen, wie ein Narr tanzen oder stundenlang schweigend sitzen kann. Ein Raum, der nicht nur physisch, sondern auch emotional mir gehört.
Jetzt habe ich endlich ein kleines Studio gemietet. Es ist alt, ein bisschen heruntergekommen und ehrlich gesagt überteuert. Aber als ich auf dem Boden lag und davon träumte, was ich hier erschaffen könnte, wusste ich – ich hatte mich schon verliebt.

Um diesen Raum mehr zu meinem zu machen, begann ich nach etwas zu suchen, das nicht nur meine Kreativität anregen, sondern mir auch helfen würde, ein Stück von mir in den Raum zu bringen. Da stieß ich auf Tufting.
Gerade als ich darüber nachdachte, welche Tufting-Pistole ich kaufen sollte, kam ein Freund mit einem Geschenk vorbei: einer Clawlab Tufting-Pistole. Ich war überwältigt – und tief berührt. Ich kann gar nicht sagen, wie aufmerksam das war.
Meine Tufting-Reise begann mit der Clawlab-Pistole. Ich hatte nicht erwartet, dass sie mir Gesellschaft leisten würde, aber irgendwie tat sie es. Jede Ecke, jede Wand, jedes knarrende Dielenbrett – ich durfte entscheiden, was in diesem Raum passiert.
Vor dem Fenster, wo goldenes Nachmittagslicht hereinfiel und über den Rahmen tanzte. An meinem kleinen Arbeitstisch, gebeugt bis spät in die Nacht, während der Rest der Welt schlief. Sogar am Esstisch – mit einem halben Glas Zitronenwasser zu meiner Linken und einer Skizze für ein neues Muster zu meiner Rechten.

Das Set ist leicht und tragbar. In der letzten Woche habe ich es sogar zurück ins Wohnheim mitgenommen. Wann immer ich von Prüfungen frustriert war, baute ich es auf und tuftete einen kleinen Untersetzer. Die gleichmäßige Bewegung und das weiche Garn halfen, meinen Stress zu lindern – nur ein paar ruhige Minuten zum Durchatmen und um wieder ich selbst zu sein.
Das war nicht nur Basteln – es war Raum einnehmen.
Und langsam begann mein einst fremdes Studio, meine Stimmung aufzunehmen.
Ein weiches Wandbild schwingt jetzt neben meinem Bücherregal – gestickt in gedämpften Rosa- und Blautönen, die mich an ein Blumenmeer erinnern. In der Mitte des Wohnzimmers liegt ein riesiger Teppich, tuftet mit übergroßen lila Trauben, etwas seltsam, aber voller Charme. Der Untersetzer auf meinem Schreibtisch hat ungleichmäßige Kanten und trägt den Geist eines Kaffeeflecks, den ich vergessen habe zu reinigen. Ich hätte ihn wegwerfen und einen neuen machen können, aber das tat ich nicht. Denn er erzählt auch eine kleine Geschichte. Meine tägliche Geschichte.
Sogar das Chaos um mich herum – Garnreste, verhedderte Kabel, der schwache Schein eines Projektors – fühlt sich lebendig an. Der Raum wächst mit mir, jede getuftete Schlaufe ist sein Puls, mein Zuhause.
Draußen ist die Stadt laut und unruhig. Busse zischen, Sirenen heulen, jemand schreit immer ins Telefon. Drinnen, barfuß auf weichem Wollteppich, streiche ich mit dem Finger über ein frisch fertiges Stück. Der Lärm verblasst. Meine Schultern entspannen sich. Mein Atem wird langsamer. Ich hob das verstreute Garn auf, stellte Pistole und Rahmen an ihren Platz und legte mich auf mein neues Werk. Gedanken begannen langsam zu schweifen, entwirrten sich wie Fäden in der Stille.

Ich schaue mich um – diesen unordentlichen, handgemachten, wunderschön unperfekten Raum – und ich weiß: das ist meins.
Es ist nicht mehr nur ein Studio.
Es ist Zuhause.